Psychother Psychosom Med Psychol 2011; 61(8): 364-371
DOI: 10.1055/s-0031-1277188
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Parentifizierung in der Kindheit und psychische Störungen im Erwachsenenalter

Emotional Childhood Parentification and Mental Disorders in AdulthoodKatarzyna Schier1 , Ulrich Egle2 , Ralf Nickel3 , Bernd Kappis4 , Max Herke5 , Jochen Hardt5
  • 1Universität Warschau, Psychologische Fakultät, Warschau, Polen
  • 2Klinik Kinzigtal, Psychosomatische Fachklinik, Gengenbach
  • 3Horst-Schmidt Kliniken Wiesbaden, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Wiesbaden
  • 4Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Anästhesiologie, Mainz
  • 5Universitätsmedizin Mainz, Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Mainz
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Publication History

eingereicht 2. November 2010

akzeptiert 13. April 2011

Publication Date:
30 May 2011 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung: Emotionale Parentifizierung wird als schädlich für die Entwicklung von Kindern angesehen.

Methode: Insgesamt 975 Patienten einer psychosomatischen Klinik bzw. bei hausärztlichen Konsultationen wurden gefragt, ob sie an einer ­Studie zu Kindheitsbelastungen teilnehmen. Emotionale Parentifizierung wurde als Risikofaktor für die Entwicklung einer Depression und somatoformen Schmerzen im Erwachsenenalter untersucht.

Ergebnisse: Emotionale Parentifizierung stellt für beide Diagnosegruppen einen Risikofaktor dar. Während das Auftreten von Depressionen eher durch mütterliche Parentifizierung prädiziert wird, ist bei der Entwicklung von somatoformen Schmerzen auch der väterliche Einfluss relevant.

Schlussfolgerung: Emotionale Parentifizierung ist ein wichtiger Risikofaktor für das Auftreten psychischer und somatoformer Beschwerden im Erwachsenenalter. Dies gilt insbesondere in Verbindung mit weiteren Risikofaktoren wie wenig Liebe, sexuellem Missbrauch oder dem Aufwachsen ohne Vater.

Abstract

Background: Emotional parentification is considered harmful to a child's development.

Method: A total of about 975 patients were examined at a Department of Psychosomatic Medicine and in the practices of general practitioners with regard to childhood adversities.

Results: Emotional parentification is a risk factor for 2 symptom groups: the patients with depression and the patients with somatoform pain. While the occurrence of depression is mainly predicted by maternal emotional parentification, paternal influences are also relevant in regard to the development of somatoform pain.

Conclusion: Emotional parentification is an important risk factor for the occurrence of psychological and somatoform complaints in adulthood. This is especially apparent in combination with further risk factors, such as low reported values for love, sexual abuse, or being raised without a father.

Literatur

Hinweis:

Dieser Artikel wurde gemäß folgendem Erratum vom [08.06.2011] geändert.

Erratum

In Abbildung 2i und 2j wurden die Bezeichnungen vertauscht. Der linke Punkt steht jeweils für „kein Missbrauch”, der rechte für „Missbrauch”. Tabelle 2 zeigt nur die Ergebnisse der Regressionsanalysen zur Zielgröße Depression.

Die weiteren Regressionsanalysen können vom Letztautor bezogen werden.

Korrespondenzadresse

Dr. Jochen Hardt

Universitätsmedizin Mainz

Medizinische Psychologie

und Medizinische Soziologie

Klinik und Poliklinik für

Psychosomatische Medizin

und Psychotherapie

Duisbergweg 6

55099 Mainz

Email: jochen.hardt@gmx.de